
Unter dem Motto „LINKS.KONKRET.GERECHT.“ versammelten sich in diesem Jahr die rund 300 Delegierten aus den verschiedenen Landesverbänden im Essener Kongresszentrum. Zu den geladenen Gästen gehörten der SPD-Parteivorsitzende, Sigmar Gabriel, die stellvertretende Bundesvorsitzende Manuela Schwesig, sowie Hannelore Kraft, Ralf Stegner und Ottmar Schreiner als Überraschungsgast. Außerdem stand nach der Bekanntgabe von Franziska Drohsels vorzeitigem Rücktritt auch die Wahl eines neuen Vorsitzenden und einer neuen Geschäftsführung mit auf dem Programm. Als Bundesvorsitzender kandidierte Sascha Vogt, der ohne Gegenkandidat mit einem Stimmenanteil von 68,1% durch die Delegierten gewählt wurde.
Die Highlights des Wochenendes bildeten wohl der bereits im Vorfeld heiß diskutierte Antrag P4(„Die Jusos öffnen – kulturelle Anschlussfähigkeit zurückgewinnen“) sowie der Antrag zur Unterstützung von Joachim Gauck als Bundespräsidenten.
Die Generaldebatte um P4 und dessen Forderung, sich innerhalb des Juso-Verbandes auch für andere Meinungen zu öffnen, ist trotz der angespannten Atmosphäre im Kongresszentrum überraschend ruhig verlaufen. Wie jedoch erwartet, wurde der Antrag mehrheitlich abgelehnt und eine Öffnung und Erneuerung der Jusos somit blockiert.
Wenngleich die Erneuerung der Jusos eines der größten und wichtigsten Themen des Bundeskongresses darstellte, wurde durch den Beschluss deutlich, dass mehr als ein "weiter so" unter Sascha Vogt nicht zu erwarten ist.
Der Antrag zur Unterstützung Joachim Gaucks als Bundespräsidenten bildete den zweiten Auftakt: Aufgrund der Anwesenheit der Presse erhöhte sich der Druck auf die anwesenden Kontrahenten sich gegen den ehemaligen Sonderbeauftragten der Bundesregierung für die Stasi-Unterlagen auszusprechen. Die Folge war, dass ein Teil der Landesdelegierten sich dazu gezwungen sah, den Kongresssaal zu verlassen oder sich dem Votum gänzlich zu enthalten. Schließlich ist es dieser Reaktion zu verdanken, dass dem Antrag mehrheitlich zugestimmt wurde.
Dritter Höhepunkt und krönender Abschluss des Bundeskongresses war wohl die Rede von Sigmar Gabriel zur Rolle der SPD als Oppositionspartei. Sascha Vogts erklärtem Ziel einer konsequenten und härteren Oppositionspolitik steht Sigmar Gabriel kritisch gegenüber: Notwendig dagegen sei stattdessen ein „Pakt der Vernunft“ mit der schwarz-gelben Bundesregierung, denn ”kein Mensch in Deutschland wünscht sich eine Politik die erklärt: Mein Ziel ist alles zu blockieren.” Nichtsdestotrotz sollen SPD und Grüne, so Gabriel, “schlimme Entwicklungen” wie etwa die Verlängerung der Laufzeiten alter Atomkraftwerke oder die Kopfpauschale, verhindern. Doch eine Blockade um der Blockade willen, so machte der SPD-Chef deutlich, werde es nicht geben. Außerdem warnte er vor einer zu starken Schließung innerhalb der Partei, denn im Mittelpunkt müsse die Beteiligung aller Mitglieder an der Gestaltung sozialdemokratischer Politik sein. Dies gelte nicht nur für die Mutterpartei SPD, sondern auch für ihre Jugendorganisation. Mit diesen Worten sprach Sigmar Gabriel den progressiven Jusos aus dem Herzen und sorgte für lautstarken Beifall. Der neue Bundesvorsitzende, als auch ein Großteil der Delegierten, konnte sich der Begeisterung jedoch nicht anschließen.