Schulstart in NRW mit viel Verwirrung und Unbekannten

Von den derzeit 11 Millionen Schülern in Deutschland wollen dieses Jahr etwa 400.000 ihr Abitur machen. Doch seit Mitte März sind wegen Corona alle Schulen geschlossen. Schülerinnen und Schüler sollen sich den Lernstoff selbstständig beibringen. Eltern rutschen in die Position der Lehrerinnen und Lehrer, während die Landesregierung konkrete Lösungen schuldig bleibt und für starke Verwirrung sorgt.

Dana Figurski, Juso und angehende Abiturientin, beschreibt die aktuelle Lage: „Stell dir vor, du bist gerade volljährig und hast nur dein Abi im Kopf! Plötzlich bricht eine Pandemie aus; der Unterricht fällt aus, Online-Angebote sind absolutes Neuland und die digitale Ausstattung ist schlecht. Als Schülerin frage ich mich, wie das nun alles funktionieren soll? Du hast zu Hause vielleicht gar nicht die Mittel, um den Schulstoff alleine auf die Kette zu kriegen. Viele haben gar nicht die Möglichkeit an den ohnehin eher miesen Onlineprogrammen der Schulen teilzunehmen. Oftmals gibt es auch gar kein Online-Angebot, um Lernstoff nachzuholen. Meistens fehlen die Übungsaufgaben! Wer nicht über einen Laptop und schnelles Internet verfügt, ist sowieso abgehängt. Auch an Ruhe und Konzentration ist kaum zu denken, weil die Stimmung wegen der Unsicherheit einfach schlecht ist!“

„Seit letzter Woche sollen die Abiturienten kurzfristig wieder zur Schule. Wie ist es, während Corona zur Schule zu gehen? Wenn man nicht gerade in unmittelbarer Nähe zur Schule wohnt, nutzt man natürlich die öffentlichen Verkehrsmittel, in denen ein Mundschutz Pflicht ist.  In der Schule ist er das nicht!  Die Klassen wurden aufgeteilt, um den Mindestabstand einzuhalten und nur die wichtigsten Fächer werden unterrichtet. Der Rest soll wohl online stattfinden. Genaues wissen wir nicht. Es ist klar, dass die Situation schwierig ist. Vielleicht würden Sonderregelungen für den aktuellen Jahrgang, ein Durchschnittsabitur oder auch die Verlängerung des Schuljahres für mehr Unterrichtszeit helfen? Der Druck für Schüler, Lehrer und Schulleitungen ist jedenfalls enorm.“, erklärt Dana die Situation.

„Erst am vergangenen Donnerstagnachmittag verkündigte das Schulministerium an alle Schulen in NRW, dass diese ab dem 11. Mai wieder öffnen. Zwei Stunden später kommt dann eine Klarstellung, der zufolge das nun doch wieder nicht gilt. CDU-Ministerpräsident Armin Laschet hatte wohl seine FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer zwischenzeitlich zurückgepfiffen. Es ist mehr als verständlich, dass Schüler, Schulleitungen und Lehrer  tief verärgert und fassungslos über diese Aktionen der CDU geführten Landesregierung sind. Offensichtlich ist die Kommunikation innerhalb der Landesregierung stark gestört. Zum wiederholten Male erfuhren alle Beteiligten wichtige Informationen zuerst über die Medien. Es zeigt sich in erschreckender Weise, dass nicht alle Verantwortlichen in der Landesregierung und dem Ministerium über den aktuellen Schulalltag informiert sind und anscheinend nicht annähernd wissen, was Schüler, Schulleitungen, Lehrer und nicht zuletzt auch die Eltern in diesen schwierigen Zeiten leisten müssen. Gesellschaftlich verantwortliches Handeln und Wertschätzung sieht anders aus. Die Landesregierung muss endlich sinnvolle Lösungen für alle vorlegen!“, fordert auch Benedikt Kapteina, Vorsitzender der Gladbecker Jusos.